Sie haben es getan: den Heizkörper entlüftet, in der Hoffnung auf wohlige Wärme. Doch nun das Ärgernis – der Heizkörper wird trotzdem nicht warm oder nur lauwarm. Dieses verbreitete Problem nach dem Entlüften des Heizkörpers ist frustrierend, aber meist lösbar. Es deutet darauf hin, dass die Luft im System zwar weg ist, aber eine andere Störung den Wasserdurchfluss behindert. Bevor Sie verzweifeln, gehen Sie mit uns systematisch vor. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung führt Sie von einfachen Checks bis zu komplexeren Lösungen wie dem hydraulischen Abgleich und sagt Ihnen, wann ein Profi ran muss.

Grundlegende Kontrollen unmittelbar nach dem Entlüften
Bevor wir in die Tiefe gehen, vergewissern wir uns der Basics. Oft liegt die Lösung direkt vor uns.
Sind alle Ventile geöffnet? Klingt banal, wird aber oft übersehen:
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Thermostatventil: Ist der Thermostatkopf auf die maximale Stellung (oft Sternchen oder 5) gedreht? Manchmal verkantert er sich. Drehen Sie ihn voll auf und wieder zurück, um ihn zu „wecken“.
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Rückschlagventil (bei Einrohrsystemen): An der gegenüberliegenden Seite des Heizkörpers befindet sich oft ein weiteres Ventil mit einer kleinen Kappe. Auch dieses muss geöffnet sein. Prüfen Sie mit einer Zange, ob es sich drehen lässt.
Der Druck in der Heizungsanlage: Beim Entlüften der Heizung geht immer etwas Wasser verloren. Ist der Systemdruck zu niedrig, kann die Pumpe nicht genug Wasser durch alle Heizkörper pressen. Finden Sie das Manometer an Ihrer Heizung (oft am Kessel). Der grüne Bereich liegt meist zwischen 1,0 und 2,0 bar. Steht die Nadel unter 1,0 bar, muss Wasser nachgefüllt werden. Dazu finden Sie am Kessel oft einen flexiblen Schlauch mit zwei Ventilen (Füll- und Entlüftungsventil). Vorsicht: Nur auffüllen, wenn die Anlage kalt ist, und nicht über 2,0 bar. Wenn Sie unsicher sind, überspringen Sie diesen Schritt zunächst.
Geduld haben: Nach dem Entlüften des Heizkörpers braucht das System einen Moment, um sich zu stabilisieren. Lassen Sie die Heizung für 15-30 Minuten laufen und prüfen Sie dann erneut.
Der Thermostatkopf – Der häufigste Übeltäter
Wenn die Grundchecks nichts brachten, ist das Thermostatventil die wahrscheinlichste Ursache. Es regelt den Durchfluss basierend auf der Raumtemperatur. Ein verklemmter Ventilstift blockiert alles.
So funktioniert's: Im geöffneten Zustand drückt der Thermostatkopf einen kleinen Metallstift ins Ventil hinein. Dieser Stift muss sich frei bewegen können. Durch Kalk, Schlamm oder mechanischen Druck kann er festklemmen.
Praxistest: Den Thermostatkopf prüfen und den Ventilstift lösen
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Thermostatkopf abnehmen: Drehen Sie ihn auf maximale Stellung (5). Fassen Sie die Metallhülse am Kopf und ziehen Sie ihn vorsichtig gerade ab. Darunter sehen Sie das Ventilgehäuse mit dem Ventilstift (ein kleines, zylindrisches Metallstiftchen).
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Prüfen: Versuchen Sie, den Stift vorsichtig mit dem Fingernagel oder einer Spitzzange einzudrücken. Wichtig: Nicht mit roher Gewalt ziehen! Ein gesunder Stift lässt sich etwas eindrücken und schnellt federnd zurück.
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Wenn er klemmt: Ist er fest oder kommt nur schleppend zurück, ist er verklemmt. Jetzt hilft behutsames Lockern:
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Methode 1: Beklopfen. Nehmen Sie einen kleinen Hammer und einen Schraubendreher. Halten Sie die flache Seite des Schraubendrehers an den Stift und klopfen Sie vorsichtig mehrfach darauf. Die Vibrationen lösen oft die Verkantung.
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Methode 2: Vorsichtig bewegen. Fassen Sie den Stift mit einer Wasserpumpenzange (geschützt mit einem Tuch) und bewegen Sie ihn vorsichtig drehend und leicht ziehend. Ziel ist nicht, ihn herauszuziehen, sondern ihn zu befreien.
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Test ohne Thermostatkopf: Drehen Sie nach dem Lösen den metallischen Ring unter dem Thermostat (das eigentliche Ventil) gegen den Uhrzeigersinn, um es manuell zu öffnen. Wird der Heizkörper nun warm, war der Thermostatkopf defekt und muss ausgetauscht werden. Vergessen Sie nicht, für den Test einen Auffangbehälter unter das Ventil zu halten, es kann tropfen.

Hydraulischer Abgleich – Die systemische Lösung
Sie haben alle Heizkörper entlüftet, die Thermostate checken lassen und trotzdem werden die Heizkörper im oberen Stockwerk oder am Ende der Leitung nicht warm? Dann stehen die Chancen hoch, dass Ihr System einen hydraulischen Abgleich braucht. Dies ist die häufigste tieferliegende Ursache.
Was ist ein hydraulischer Abgleich?
Vereinfacht gesagt ist es die Feinjustierung Ihrer Heizung. Jeder Heizkörper im Haus bekommt exakt die Wassermenge, die er für die gewünschte Raumtemperatur benötigt – nicht mehr und nicht weniger. Ohne diesen Abgleich strömt das Wasser den Weg des geringsten Widerstands: Es schießt durch die ersten Heizkörper nahe der Pumpe, während die letzten nur noch ein Rinnsal erhalten und lauwarm bleiben.
Kann ich das selbst versuchen? Die Voreinstellung.
An jedem Heizkörperventil (meist auf der Rücklaufseite gegenüber dem Thermostat) gibt es eine Voreinstellmöglichkeit. Unter einer Schutzkappe verbirgt sich einstellbare Öffnung, gekennzeichnet durch Zahlen (z.B. 1-6). Eine grobe Notlösung:
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Drehen Sie die Heizkörper, die zu heiß werden, eine Stufe runter (z.B. von 3 auf 2).
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Drehen Sie die Heizkörper, die kalt bleiben, eine Stufe hoch.
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Warten Sie einige Stunden und prüfen Sie die Wirkung.
Achtung: Das ist kein Ersatz für einen echten Abgleich, sondern kann das Problem nur mildern.
Der professionelle hydraulische Abgleich
Ein Heizungsinstallateur berechnet den Bedarf jedes Raumes, misst die Vorlauftemperatur und stellt jedes Ventil exakt ein. Oft wird auch die Heizungspumpe auf eine niedrigere, effizientere Stufe eingestellt. Der Effekt: Alle Heizkörper werden gleichmäßig warm, die Heizkosten sinken und die Anlage läuft leiser. Die gute Nachricht: Ein hydraulischer Abgleich wird vom Staat gefördert (z.B. durch die BEG). Es lohnt sich, hier zu investieren.
Weitere fortgeschrittene Ursachen und Lösungen
Manchmal stecken andere, seltenere Probleme dahinter, warum der Heizkörper trotz Entlüften nicht warm wird.
Verschlammung / Verkalkung: Ist Ihr Heizkörper unten kalt und oben warm? Das kann auf Schlamm (Magnetit) hindeuten, der sich am Boden absetzt und den Durchfluss blockiert. Hier hilft nur eine Spülung der Heizung durch einen Fachmann mit spezieller Ausrüstung.
Defekte Umwälzpumpe: Sind alle Heizkörper im Haus betroffen? Prüfen Sie die Heizungspumpe. Ist sie heiß, brummt sie ungewöhnlich laut oder vibriert stark? Eine defekte Pumpe zirkuliert das Wasser nicht mehr ausreichend. Moderne Hocheffizienzpumpen laufen oft sehr leise – ein Fachmann kann mit einem Schraubendreher am Gehäuse fühlen, ob sie läuft.
Luft im Gesamtsystem: Manchmal sitzt die Luft nicht in den Heizkörpern, sondern an höchsten Punkten der Leitungen oder im Kessel. Moderne Anlagen haben automatische Entlüfter. Ein Fachmann kann das Hauptentlüftungsventil am Kessel oder an der Sammelleitung bedienen.
Wann muss ich einen Fachmann rufen? – Die Checkliste
Nicht jedes Problem ist ein DIY-Projekt. Rufen Sie einen Heizungsinstallateur, wenn:
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Sie alle Grundchecks und die Thermostatprüfung durchgeführt haben, ohne Erfolg.
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Mehrere Heizkörper im Haus kalt bleiben – starkes Indiz für hydraulischen Abgleich oder Pumpe.
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Sie den Verdacht auf Verschlammung haben (kalte Heizkörperfüße).
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Die Heizungspumpe auffällig ist (heiß, laut, leckt).
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Sie sich nicht zutrauen, den Systemdruck aufzufüllen oder am Ventilstift zu arbeiten.
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Aus dem Entlüftungsventil oder einer anderen Stelle Wasser austritt.
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Sie unsicher sind, ob es ein Einrohr- oder Zweirohrsystem ist.
Tipp für den Profi-Besuch: Machen Sie Notizen. Welcher Heizkörper wird nicht warm? Wo ist er kalt (ganz, unten, oben)? Was haben Sie schon versucht (Entlüften, Thermostat abgenommen)? Diese Informationen helfen enorm.
Schlussfolgerung
Wenn der Heizkörper nach dem Entlüften nicht warm wird, ist das kein Grund zur Panik. Gehen Sie systematisch vor: Von den sofortigen Kontrollen über die Prüfung des Thermostatventils bis zur Analyse, ob ein hydraulischer Abgleich nötig ist. Oft liegt die Lösung in einem verklemmten Ventilstift. Doch erkennen Sie auch, wann die Arbeit für einen Heizungsfachmann bestimmt ist – etwa bei Systemstörungen oder Undichtigkeiten. Mit diesem Wissen wandeln Sie Frust in wohlige Wärme und sorgen langfristig für ein effizientes, komfortables Heizsystem.
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